Donnerstag, 19. März 2020

Tag 5 der Quarantäne

Die Vorschriften für Kinder sind gelockert worden! Gott sei Dank. Die durften ja überhaupt nicht raus. Jetzt dürfen sie einen Erwachsenen auf einem der erlaubten Wege - Lebensmittel kaufen, Apotheke gehen, Zigaretten holen, Müll wegbringen, Hund Gassi führen - begleiten. Ich habe mir gleich gedacht, dass das nicht geht, die Kinder so lange einzusperren. Stellt Euch mal vor, mit zwei, drei Kindern in einer kleinen Wohnung, da wird man doch wahnsinnig. Die Leute in Wuhan waren 50 Tage eingesperrt. Ich habe die Geschichte dort verfolgt, und zwar anhand der Videos eines jungen Paares, Jabiertzo und Lele, ein Spanier und eine Chinesin, die miteinander verheiratet sind. Diese Videos waren sehr interessant. Man hat ja gar keine Ahnung, wie die Leute dort leben und was dort los ist. Hier ist ein Link zu dem Video, das sie heute nach ihrer "Befreiung" hochgeladen haben: Video Jabiertzo und Lele. Es wundert die beiden, dass in anderen schwer betroffenen Ländern noch die U-Bahn fährt und die Leute zur Arbeit gehen In Wuhan wurde der öffentliche Personennahverkehr ausgesetzt und 50 Tage lang ging niemand arbeiten, der nicht kriegswichtig war. Die Chinesen haben die Epidemie in den Griff bekommen. Ich habe den größten Respekt vor ihnen. Die Deutschen wollen ja eine andere Methode anwenden: Alle oder viele sollen so nach und nach erkranken und immun werden. Da habe ich Merkel doch richtig verstanden, oder? Hier in Spanien werden ihre Aussagen wenigstens so interpretiert. 
Die Spanier sagen nicht, welche Methode sie anwenden wollen: Mit aller Kraft versuchen, die Krankheit zu stoppen, wie die Chinesen, Japaner, Koreaner usw., oder langsam 70 % erkranken lassen, wie Merkel meint. Ich hoffe, es wird nicht das Schlechte aus beiden Welten: Eine riesige Kraftanstrengung mit Quarantäne und am Ende erkranken doch sehr viele. Seufz.
Mein Sohn hat vorhin erzählt, dass das Tierheim in Salamanca leer ist, der letzte Hund wurde am Mittwoch geholt. Ich dachte, es sei ein Witz, aber es steht in unserer völlig ernsthaften Lokalzeitung, also wird es wohl wahr sein.
Wie war der Tag bei uns? Uns wird es gar nicht langweilig, wir haben genug zu tun, und in den nächsten Tagen wird bei mir ein größerer Auftrag reinkommen. Wir kommen gar nicht zu den Projekten, die wir uns für die Zeit der Quarantäne vorgenommen haben. Die sozialen Medien nehmen viel Zeit in Anspruch, ebenso wie das Telefon. Wider Erwarten ist die Ausgangssperre Freundschaften und Beziehungen sehr zuträglich, aber das werdet Ihr ja auch bald sehen, wenn Ihr erst eingesperrt seid.
Ich schreibe diese Zeilen beim Stand Spanien 18.077, Deutschland 15.320. In Italien hat es mittlerweile mehr Tote gegeben als in China. In Spanien hat es 831 Tote gegeben, in Deutschland 44. Die meisten Tote gibt es in Altenheimen, wo die Alten und die Betreuer erkrankt sind. 
In China sind pro 1 Million Einwohner 56 erkrankt und die Epidemie ist gestoppt, in Italien sind es jetzt schon 687, mehr als zwölfmal so viele, und die Epidemie ist noch nicht gestoppt.
Am Anfang hat es geheißen, das Virus stirbt von allein, wenn erst einmal der Sommer kommt. Jetzt erzählen sie uns, dass man praktisch schon fast einen Impfstoff hat, wahlweise in Spanien, Deutschland, China oder in den USA, er muss nur noch am Menschen getestet werden. Die USA haben damit auch schon angefangen, also mit dem Testen. Man wird sehen.
Ach ja, und die Rede des Königs. Die war doch gestern Abend, oder? Es wird gar nicht darüber gesprochen. In den Online-Zeitungen steht ganz unten was davon, habe gerade eben nachgeschaut. Was hat er gesagt? "Die Lage ist schlimm. Wir werden gestärkt daraus hervorgehen. Letizia, die Mädchen und ich denken an Euch." Ich hatte Euch vorhergesagt, dass er irgendwelche Banalitäten absondern wird und dann in der Presse gefeiert werden wird, wie toll er doch wieder das Land hinter sich geeint hat, und wie wichtig ein König in schweren Stunden ist, etc. Ich habe mich geirrt. Er wird einfach ignoriert. Ihr dürft mich trotzdem Nostradamus nennen, der hatte ja auch nicht immer recht.
Ach, und noch was: Der Scheitelpunkt der Neuansteckungen soll in den nächsten zwei, drei Tagen sein, danach soll die Anzahl der Neuansteckungen pro Tag sinken, hat... ich such's schnell, wer das gesagt hat. Hab's jetzt nicht gefunden, bin dabei aber auf einen interessanten Artikel in El País gestoßen, der die zwei Methoden, das Eindämmen der Krankheit um jeden Preis und das langsam ausbreiten lassen, vergleicht. Er ist in spanischer Sprache, aber man kann ihn sich ins Englische übersetzen lassen. Hier ist er: Hier klicken

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